Karte der Verbreitung des Bairischs |
In Bayern und in Teilen Österreichs müßte es statt „Ich spreche gern Deutsch“ heißen: „I schmàtz gern Boarisch.“ Denn in Bayern sprechen ungefähr 70 vom Hundert der Bevölkerung Bairisch, im österreichischen Teil des bairischen Sprachraums sind es sogar 80 vom Hundert. Bayern ist hier übrigens nicht gleichzusetzen mit dem südlichen deutschen Bundesland, denn dort sind außerdem das Fränkische und das Schwäbische verbreitet. Die Schreibweise bairisch (mit i!) meint das Sprachgebiet.
Mit mehr als zwölf Millionen Sprechern bildet das Bairische das größte zusammenhängende Dialektgebiet im deutschen Sprachraum. Es gliedert sich in das Gebiet des Nordbairischen in der Oberpfalz, des Mittelbairischen in Nieder- und Oberbayern und des Südbairischen in Österreich – mit Ausnahme von Vorarlberg – und Südtirol.
Was ist typisch für das Bairische?
Zugereisten fällt an der Aussprache oft die Länge der Vokale auf. Das a kann dunkel (Ståd – Stadt), mittel (Staad – Staat) oder hell (Sàggal – Säckchen) gesprochen werden. Ü und ö sind den Bairisch-Sprechern unbekannt. An ihrer Stelle sagen die Bayern ohne Lippenrundung iba (= über), Gligg (= Glück) oder meng (= mögen) und kenna (= können).
Viele bairische Diphthonge gibt es dagegen im Hochdeutschen nicht: Im Nordbairischen sagte man Kouh und męid (Kuh, müde), im Mittelbairischen heißt es G’fui, Hoiz und Goatn-l (= Gefühl, Holz, Garten). Auffällig sind die Verkleinerungsformen auf oder -al zum Beispiel Màndl/Màndal (= Männchen). Zudem fällt die Bildung des Konjunktivs mit dem Hilfsverb dád (= tut) oder der Endung -ád auf: Er dàd ge/Er gàngad (= Er ginge). Im bairischen Sprachraum erfreut sich das Relativpronomen wo an Stellen im Satz großer Beliebtheit, an denen es im Hochdeutschen falsch wäre: de wō des gsògt ham – die wo das gesagt haben.
Zum Schluß noch einige Kennwörter des Bairischen: In Bayern heißt es nicht Guten Tag!, sondern Griaß God! oder Pfia God! Andere Beispiele sind enk (= euch), Dult (= Jahrmarkt), Bua/Deandl (= Junge/Mädchen) und natürlich schmàtzn.
Elisabeth Wellner
Sprachnachrichten des VDS
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