jueves, 13 de enero de 2011

Ostdeutsch = Westdeutsch?


Deutschland feierte am 9. November das 20-jährige Jubiläum des Mauerfalls. Die deutsch-deutsche Grenze ist vielerorts zum Grünstreifen geworden. Eine Grenze scheint aber noch zu bestehen: zwischen der Sprache in der ehemaligen "DDR" und der Bundesrepublik Deutschland.

Die beiden unterschiedlichen Duden-Ausgaben, die von 1954 bis 1986 in Mannheim und Leipzig herausgegeben wurden, lassen Rückschlüsse auf Unterschiede im Wortschatz zu. Die nach der Wende in Mode gekommenen Wörterbücher wie „Trabbi (Trabi), Telespargel und Tränenpalast. Das Wörterbuch der "DDR"-Sprache“ sorgt jedoch für einen verallgemeinernden Eindruck, was Vorurteile schürt. Das Deutsch in der ehemaligen "DDR" war keine eigene Sprache, denn die Grammatik blieb gleich.

Nicht erst seit bekannten Filmen wie „Sonnenallee“ oder „Good Bye, Lenin“ stehen Begriffe wie Jahresendfigur mit Flügeln (Weihnachtsengel), rauhfutterverzehrende Großvieheinheit (Kuh) oder Textilverbundelement (Knopf) vor allem für ein unverständliches Wirtschaftssystem in der "DDR". Dabei wurden die genannten Begriffe vermutlich nie im Alltag verwendet, sondern waren entweder satirische Erfindungen oder entstammten der Behördensprache.

In Westdeutschland zitierten viele große Zeitungen „Jahresendfigur mit Flügeln“ als Beispiel für (angeblich) typischen "DDR"-Wortschatz. Übersehen wird dabei, daß es in Westdeutsch- land ähnliche Wortungetüme gibt, die im alltäglichen Sprachgebrauch nicht vorkommen, etwa raumübergreifendes Großgrün (Baum) oder nicht lebende Einfriedung (Zaun). Begriffe dieser Art stammen aus dem Amtsdeutsch.

Trotzdem gibt es Wörter, die unabhängig vom Dialekt nur in der "DDR" existierten, was schon alleine eine Folge der Isolierung des Landes war. Sie entstanden zum Beispiel aus Namen von Firmen oder Verfahren, wie Kaufhalle (Supermarkt) oder Dederon (Chemiefaser, Kunstwort aus der Abkürzung "DDR"). Der Broiler und die Datsche haben es heute in den allgemeinen Sprachgebrauch geschafft. Viele Produktnamen aus dem Westen waren geschützt, deshalb gab es in der "DDR" Margonwasser statt Selterswasser oder Gothaplast anstelle von Hansaplast.

Besonders viele neue Wortschöpfungen entstanden im öffentlichen politischen Sprachgebrauch. Aus ideologischen Gründen hieß die Berliner Mauer Antifaschistischer Schutzwall, ein Spion war ein Kundschafter des Friedens und die SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) war die Partei der Arbeiterklasse. Ein weiteres Merkmal für den politischen Sprachgebrauch im Osten sind Floskeln wie die ökonomische Hauptaufgabe lösen, konsequent parteilich oder konspirativ. Ebenso häufig waren Attribute wie sozialistisch oder allseitig. Inwieweit die "DDR"-Bürger diese Wörter tatsächlich im privaten Sprachgebrauch nutzten, läßt sich nicht genau abschätzen.

Entnommen aus: Sprachnachrichten 4/2009 des VDS

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