sábado, 22 de enero de 2011

Der Deppen-Apostroph

jetzt auch bei der Commerzbank



Ein sehr beliebter Fehler geistert beharrlich durch die Gastronomiebranche und Kleinbetriebe; er hat sich seit 1989 wie eine Epidemie aus dem Westen auch in den neuen Bundesländern ausgebreitet: Da wird der Genitiv von Eigennamen mit einem sinnlosen Apostroph zerhackt: Udo’s Bistro, Susi’s Haarstudio oder Gerd’s Barber-Shop.

In § 97 der Amtlichen Regelung für die deutsche Rechtschreibung ist festgelegt: „Man kann den Apostroph setzen, wenn Wörter gesprochener Sprache mit Auslassungen bei schriftlicher Wiedergabe undurchsichtig sind.“ Das galt genauso auch schon in der traditionellen Rechtschreibung. Demnach wird ein Genitiv-S grundsätzlich unmittelbar angehängt und nicht durch einen Apostroph von der Grundform, dem Nominativ getrennt. Ausnahmen sind nur zulässig, wenn sonst nicht klar würde, ob das S schon zum Stamm gehört: Wenn Andreas und seine Schwester Andrea Lokale eröffnen, könen sie die also notfalls als „Andreas’ Bar“ und „Andrea’s Imbiß“ bezeichnen, um deutlich zu machen, daß der Barbesitzer Andreas heißt und die Imbißdame Andrea. Auch Carlos darf seine Bude „Carlos’ Kiosk“ nennen. Sein Bruder Carlo müßte sich aber mit „Carlos Treff“ begnügen, notfalls darf er – zur Unterscheidung von Carlos – auch „Carlo’s Treff“ wählen. Generell bleibt aber der Apostroph beim Genitiv verboten.

Wer das Privileg hatte, eine Schule zu besuchen, hat gelernt, daß „ans“, „aufs“, „fürs“ oder „ins“ kompromiß- und ausnahmslos immer ohne „Deppen-Apostroph“ geschrieben werden – und zwar nach alter und nach neuer Rechtschreibung, denn diese apostrophlose Form ist nicht „undurchsichtig“. Wenn ein Großunternehmen sich bei seiner Werbeagentur mit der zweiten Wahl begnügt, kann das zu possierlichen Pannen führen. Die Commerzbank startete beispielsweise im September eine Werbekampagne mit Plakaten und Faltblättern, die allen Ernstes verkündeten, es sei: „Die richtige Zeit für’s eigene Heim.“

Auf diese verhunzte Schlagzeile mochte „die Bank an Ihrer Seite“ auch auf der Startseite des Privatkundengeschäfts und beim sogenannten Online-Banking nicht verzichten. Möglicherweise hat sich das Corporate Marketing dabei einer unkundigen Lead Agency anvertraut, um im eigenen Hause einen Spelling Officer oder einen Orthography Manager einzusparen.

Im August hatte das Institut eine „Commerzbank Digi-Step Anleihe“ (diesmal mit Deppen-Leerzeichen im Wertpapiernamen) angeboten, also schlicht eine Zweistufenanleihe, auf die – je nach Marktlage – 2 oder 4 Prozent Zinsen gezahlt werden.

Magnus Embe
Sprachnachrichten 48/2010 des VDS

No hay comentarios: