martes, 4 de enero de 2011

Empfindsamkeit: Deutsche Fremdwörter in der englischen Musiksprache


Als ich 2002 von England nach Deutschland kam, ohne Deutsch sprechen zu können, mußte ich die wenigen deutschen Wörter verwenden, die ich in England schon kannte. Das Wort „Urtext“ habe ich in England verwendet, damals ohne zu wissen, daß es ein deutsches Wort ist. Ich habe nach dem „Örtext“ gefragt.  Ich wollte Klaviernoten kaufen – einen Band von Mozart- oder Beethovensonaten – und wollte eine Ausgabe mit den originalen Fingersätzen und Ausdruckangaben erstehen.

Es gibt einige deutsche Wörter aus dem Musikbereich, die in England nicht übersetzt werden. Während meines Musikstudiums habe ich einen Aufsatz über die Zeit des „Empfindsamen Stils“ und des darauf folgenden „Sturm und Drangs“ geschrieben. Mit dem Wort „Empfindsamkeit“ beschreibt man einen ausdrucksvollen Musikstil Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, der in Italien nach Deutschland durch die Werke C. P. E. Bachs erschien. Die emotionalen Merkmale dieser „Empfindsamkeit“ erreichten in den 1760er und 1770er Jahren einen Höhepunkt in der Zeit des „Sturm und Drangs“. 

Wenn man sich mit Liedern der Romantik beschäftigt, wie zum Beispiel von Schubert, Schumann und Brahms, spricht man nur vom „Lied“. Dieses Wort wird nicht mit dem Wort „song“ übersetzt, da es ein ganzes aus dem deutschsprachigen Raum stammende Genre beschreibt und nicht nur ein Wort.
 
Wer sich für Oper interessiert, kommt um das Genre des „Singspiels“ nicht herum, da es die Wurzel der deutschen Oper bildet. Im 18. Jahrhundert war das Singspiel eine sehr beliebte Form des Musiktheaters im deutschsprachigen Raum, die von Komponisten wie Johann Adam Hiller (1728–1804) und Carl Ditters von Dittersdorf (1739–1799) verbreitet wurde. Elemente des Singspiels wie der gesprochene Dialog wurden von Mozart in der „Zauberflöte“ (1791) und Weber im „Freischütz“ (1821) verwendet.
 
Wagner-Liebhaber würden bestimmt auf die Begriffe „Gesamtkunstwerk“ und „Leitmotiv“ (englisch: „Leitmotif“) stoßen. Wagner glaubte an die Einheit des Theaters und der Musik, im Vergleich zu konventioneller Oper, in der das Libretto immer hinter der Musik zurücksteht. Sowohl Wagners Musik als auch der Text, die Inszenierung und die Handlung bilden ein von Wagner sogenanntes „Gesamtkunstwerk“. Das Leitmotiv ist ein von Wagner entwickeltes musikalisches Thema, das mit einer bestimmten Person, Sache, Emotion oder Idee in der Handlung verbunden ist. Es wird meistens vom Orchester zum ersten Mal gespielt, wenn das Subjekt zuerst erscheint, und wird wiederholt, wenn das Subjekt wiederkehrt.

Die „Gebrauchsmusik“ von Kurt Weill in seiner Zeit als Opernkomponist in Berlin wird auch in der deutschen Fassung gelassen. Weills Philosophie war, kein Meisterstück zu komponieren; es war ihm mehr daran gelegen, soziale oder politische Themen der damaligen Zeit ans Licht zu bringen und die gewöhnlichen Menschen und keine intellektuelle Elite zu unterhalten. Mit dem Begriff „Songspiel“ (auch keine Übersetzung vorhanden) meinte Weill eine Serie verlängerter Lieder, wie eine kleine Oper.

Der Begriff „Sprechgesang“ bleibt auch unübersetzt im englischsprachigen Raum. Er bezieht sich auf eine halb gesprochene, halb gesungene Stimme, die der Wiener Komponist Schönberg in seinem Werk „Pierrot Lunaire“ von 1912 hervorgebracht hat.

Susannah Sibbertsen
Sprachnachrichten Nr. 04/2009 des VDS

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